Das Mal-Diplom in der Tasche
Sechs Teilnehmerinnen verfeinern im Wertheimer Atelier Leoni ihren Stil - »Man lernt viel über sich selbst«
Es nennt sich Diplom und fünf Semester gehen ihm voran, aber es ist nicht die Eintrittskarte in eine gut bezahlte Universitätskarriere: Die Kunstakademie Wertheim hat am Dienstag den ersten sechs Diplomandinnen Brief und Siegel gegeben.
Die Sache einzuordnen ist gar nicht so leicht, der Akademiegründerin Birgit Schöne geht es, wie sie sagt, ums andere und bessere Leben insgesamt. Als Malerin ist die 56-Jährige offenbar erfolgreich, sei international anerkannt. »Mit festen Galerien in Monaco, London, Sylt, Mallorca, Präsentationen auf der Art Karlsruhe und der Art Basel«, sagt sie.
Seit 2015 ist sie in Wertheim, genau so lange gibt es auch die freie Akademie. Malen, das mache nicht nur etwas auf der Leinwand, sondern auch mit dem Maler selbst, sagt Schöne und dass innere Werte ein großes Thema sind. So unterrichte sie es auch. Jene, die unterrichtet werden, sind ziemlich begeistert von der Methode und davon, was Schöne in ihnen hervorbringt.
»Ich habe für mich unglaublich gewonnen«, sagt die Bettingerin Kerstin Saworra-Kempf. Sie habe genau das gelernt, was sie habe lernen wollen. »Jetzt kann ich mich selbst in die Bilder mit hineinmalen. Da ist nicht mehr nur das Objekt zu sehen, sondern auch meine Emotion«, berichtet die Teilnehmerin. »Bei diesem Diplom kommen keine Kopien der Birgit Schöne heraus, sondern eigenständige, künstlerische Individuen«, sagt die Külsheimerin Imi Engel. Die Lehrerin sei als Pädagogin einzigartig: »Sie unterstützt uns, den eigenen Stil weiterzuentwickeln.«
Die 51-jährige Susanne Hoos aus Krombach (Kreis Aschaffenburg) spricht sogar von schicksalhafter Fügung, die sie mit Birgit Schöne zusammengeführt habe. Besonders beeindruckt sei sie vom praktischen Ansatz. »Meine früheren Bilder zeigen mir, dass man in drei Jahren sehr viel lernen kann«, sagt sie.
Den Kopf ausschalten
Die Qualität stimme, sie habe in der Akademie gefunden, was ihr die Volkshochschule nicht habe geben können, sagt die Bankerin. Gelernt habe sie nicht nur, wie Bilder den Blick des Betrachters in sich hineinzögen, sondern auch, wie sie Emotionen wecken könnten. »Beim Anblick eines gemalten Meeres muss man die Wellen rauschen hören«, erklärt sie.
Auf dem Weg zum Diplom lerne man nicht nur über Maltechniken und Perspektiven, »sondern auch darüber, wie man sich auch ohne Kopf auf eine Sache einlassen kann. Man lernt viel über sich selbst«, sagt sie.